Im aktuellen Marktumfeld besteht eine hohe Unsicherheit für Küchenhändler: Wie werden sich Geschäft und Markt entwickeln, welche Investitionen sind die richtigen und welche Rolle spielt dabei das Marketing? Im Interview gibt Jürgen Feldmann Antworten auf aktuelle Fragen.
JF: “In einem alten chinesischen Sprichwort heißt es: “Mögest Du in interessanten Zeiten leben!“ Wir haben heute definitiv das Gefühl, in “interessanten” Zeiten zu leben. Wenn man auf die Zahlen schaut, ergibt sich ein uneindeutiges Bild. Da sind die für uns wichtigen Indikatoren des Konsumklimas und die Zahl der Bauanträge – und die sind gerade nicht rosig. Auf der anderen Seite konnte Der Küchenring auch im letzten Jahr deutlich wachsen und viele neue Gesellschafter hinzugewinnen.
JF: Gefühlt sind wir ja schon seit einigen Jahren im Dauerkrisen-Modus. Aber ist das wirklich so? Sind die Zeiten schwierig oder sogar schlecht? Ich frage mich in solchen Situationen: Was ist mit den Kriegsgenerationen und denen, die danach kamen? Was ist mit den Menschen in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in der Ukraine? Und wie war das Leben für unsere Vorfahren vor 150, vor 200 Jahren?
JF: So betrachtet ist die heutige Zeit sicherlich eine, mit der wir trotz aller Widrigkeiten zufrieden sein sollten – was nicht heißt, dass wir keine Herausforderungen zu bewältigen haben. Aber ändern können wir an der Großwetterlage wenig bis gar nichts. Deshalb stellt sich für mich eher die Frage: Wie gehen wir damit um?
JF: Als Geschäftsführer trage ich die Verantwortung für die Mitarbeiter im Verband, aber natürlich in erster Linie auch für unsere Gesellschafter. Das Beste, was ich tun kann, ist mit vielen Menschen reden und das Ohr am Markt haben. Die Trends zeichnen sich häufig zwischen den Zeilen ab. Irgendwann muss ich dann aber eine Entscheidung treffen: Wo geht es hin, auf welches Pferd setzen wir und auf welches eher nicht.
JF: Frei nach Brecht: Wer entscheidet, kann irren. Wer nicht entscheidet, irrt immer. Meine Aufgabe ist es natürlich, das Risiko möglichst gering zu halten. Das ist auch einer der wesentlichen Vorteile von Der Küchenring: Sicherheit geben für unsere Gesellschafter und sie genau da unterstützen, wo sie es brauchen.
JF: Genau dort, wo wir auch arbeiten: Digitalisierung, gezieltes Marketing, eine präzise Zielgruppenansprache, Unterstützung bei der Existenzgründung – vor allem aber leben wir bei Der Küchenring von gegenseitiger Unterstützung und vom Austausch.
JF: Überhaupt nicht. Der Mensch ist unter anderem so erfolgreich, weil er die Kooperation beherrscht. Das war für unsere sehr frühen Vorfahren überlebensnotwendig, und das ist es bis heute. Um es mal einfach zu sagen: Kunden können heute überall eine Küche kaufen – aber das individuelle Erlebnis, das genau zu ihnen passt, das bieten ihnen unsere Gesellschafter. Das liegt eben auch daran, dass wir uns regelmäßig austauschen, zum Beispiel auf unseren ERFA-Tagungen. So kann sich jeder noch besser spezialisieren und seine Nische finden. Und letztlich gibt es ja auch immer noch die regionale Positionierung. Der Küchenring ist jedenfalls das beste Beispiel dafür, dass es zusammen besser geht.
JF: Ich bin kein Freund von diesen Zuordnungen nach dem Geburtsjahrgang oder anderen äußeren Kriterien. Bei Der Küchenring gehört es zu unseren Werten, dass wir jeden Menschen als Individuum respektieren. Ich sehe allerdings eine gewisse Tendenz zum Individualismus, die im unternehmerischen Bereich häufig Verständnislosigkeit auslöst.
JF: Viele unserer Gesellschafter erleben eine sehr hohe Anspruchshaltung ohne das entsprechende Verständnis für die Gegenleistung. Natürlich verändert sich die moderne Arbeitswelt. Es ergibt keinen Sinn, ins Büro zu fahren, um dann den ganzen Tag in Online-Meetings zu sitzen – aber der persönliche Kontakt geht eben bei 100% Homeoffice doch verloren. Und eine 60-Prozent-Stelle kostet den Arbeitgeber nicht nur 60 % des Gehalts, sondern deutlich mehr. Diese individuellen Ansprüche müssen erarbeitet und finanziert werden – das sollte jedem bewusst sein.
JF: Ich möchte das nicht pauschal sagen. Es gibt gewisse Tendenzen, aber das hat nicht nur mit dem Alter zu tun. Außerdem – das muss man ganz klar sagen – ist es ja unsere Aufgabe, die Dinge anders zu machen als die Generationen vor uns. Das ist auch eine Entscheidung, zu der Mut gehört: Den Status Quo zu hinterfragen. Nur so merkt man am Ende, was funktioniert – und was eben nicht.
Übrigens zeigt die Glücksforschung ganz klar: Wer etwas für andere tut, ist zufriedener mit sich und seinem Leben. Natürlich muss man dafür auch angemessen bezahlt werden – aber das sollte nie der Haupt-Motivationsfaktor sein. Menschen, die nur auf Selbstverwirklichung setzen, sind jedenfalls nicht die glücklicheren.
JF (lacht): Ständig! Ich gehe raus, rede mit unseren Gesellschaftern und bin ja auch in der Küchenbranche allgemein sehr gut vernetzt.
JF: Wir werden auf der einen Seite lernen müssen, mit Unsicherheit besser umzugehen – auf der anderen aber auch, uns nicht ständig verunsichern zu lassen. Die Medienlandschaft macht es leicht, sich im katastrophisieren zu verlieren. Ich möchte unbedingt meinen Optimismus bewahren und weitergeben. Deshalb unterstützen wir unsere Gesellschafter bei strategischen Entscheidungen – mit aktuellem Branchenwissen und einem Gespür für die Trends mit Erfolgsaussichten.
JF: Durch die Nutzung von neuer Technologie kann man heute besser, genauer und kleinteiliger mit Werbemaßnahmen arbeiten als jemals zuvor – das geht bis hin zur persönlichen Kundenansprache mit genau abgestimmten Nachrichten und Bildern. Das geht ganz klar dem Trend zuwider, das Netz mit Inhalten aus der KI-Konserve zu fluten. Ob es nun Texte sind, Bilder oder Videos: Menschen wollen die Verbindung mit Ihren Geschäftspartner – gerade bei so emotionalen Themen wie einer neuen Küche.
JF: Persönlich richte ich den Blick gern auf die Großwetterlage: Menschen brauchen Wohnraum, die Quadratmeterzahl pro Person steigt seit Jahrzehnten und die Küche ist ein zentraler Ort in fast jedem Zuhause. Wenn wir das im Hinterkopf behalten, müssen wir uns durch nichts verunsichern lassen. Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu überzeugen, ihre neue Küche bei unseren Gesellschaftern zu kaufen.
Jetzt braucht es nur noch den nötigen Mut und die Entschlossenheit, zu den eigenen Entscheidungen zu stehen. So wird Erfolg mit den richtigen Maßnahmen sehr gut planbar.
JF: Sehr gern!